Wie immer ist das Thema Fortschritt gegenüber Datenschutz heikel. Ich bin zum einen Google für Vieles unendlich dankbar. Selbst als Google-Maps begann, konnte ich mir nicht im entferntesten vorstellen, wie man damit Geld verdienen will, um die horrenden Kosten hereinzubekommen. Wie naiv ist vor zwanzig Jahren war.
Auch heute sind Tools wie Translate unglaublich hilfreich und was die KI schaffen wird, ist extrem spannend. Meine neugier überwiegt die Risiken eindeutig. Darum bin ich selber auch bereit zu akzeptieren, dass alles, was ich freiwillig ins Internet stelle, von diesen Tools genutzt werden kann. Ich dachte darum tunlichst darauf, dass nur so wenig zu nötig und ausgewähltes ins Netz kommt.
Aber wie sieht es mit meinen behämmerten Mitmenschen aus, die meinen alles auf Videos aufnehmen zu müssen und jede noch so belanglose Aktion zu veröffentlich? Wieviel Kraft und Energie hat es bisher schon gekostet, meinen Arbeitskollegen, Bekannten, Freunden und Familienmitglieder deutlichst zu machen, dann ich keine Fotos und Videos von mir ungefragt im Netz will. Auch nicht, mit wem ich wann wo was trinken war, mit wem ich Urlaub machte etc. Das ist privat und hat privat zu bleiben.
Und genau an der Stelle beginnt das Problem, wenn diese Daten dann ohne eigenen Kontrolle darüber genutzt werden. Ich habe also prinzipiell nichts gegen die Nutzung, aaaaber, Strafen für unerlaubtes Einstellen von Fotos und insbesondere gesprochenem Text sollte mit empfindlichen Strafen belegt werden können. Z.B. dem, Verbot, Smartphones zu nutzen.
Das könnte man weiter spinnen. Warum z.B. brauche ich einen Führerschein fürs Auto und keinen fürs Smartphone? Das muiss ja kein teurer Akt sein, aber sobald es eine Smartphonenutzungserlaubnis gibt, kann man die wieder bei Missbrauch entziehen. Z.B. all jenen, die bei Unfällen drauf halten, die ungefragt Sexvideos mit anderen einstellen, etc
Übermäßig harte Strafen würden, mangels Unrechtsbewusstsein, vermutlich nicht abschrecken. Wer nicht kapiert, dass er die Privatsphäre anderer Leute verletzt, beachtet auch die Konsequenzen nicht. Wirkungsvoller wäre es, die verbreitenden Unternehmen mit in Verantwortung zu nehmen; vor allem aber muss die Beweislastumkehr weg. Bislang sind Entschädigungen meinem Wissen nach erst möglich, wenn aus einem Privatsphärebruch erwiesenermaßen Schaden entstanden ist – den Kausalzusammenhang nachzuweisen ist aber oft gar nicht oder nur teilweise möglich und wenn Online-Bilder und -Videos bereits Schaden anrichten, ist es schon viel zu spät. Das werden die dann in der Regel auf Jahre hinaus unkontrolliert weiter tun.
Ich wäre dafür, Apple und Goolge dazu zu verfplichten, die ach-so-smarten Geräte für einen proaktiven Schutz zu verwenden, damit erst gar rein Rechtsbruch stattfindet: Wenn Android/iOS einen Menschen im Kamerasucher erkennen, an dessen Standort oder zu dessen Gesicht kein Smarptphone registriert wird/ist, dass "ich bin damit einverstanden, fotografiert zu werden" signalisiert, dann wird der entsprechende Bildbereich automatisch ausgegraut. So würde einigen Zeitgenossen vermutlich ein Licht aufgehen, wenn 90 Prozent ihrer Fotos unbrauchbar sind, weil das bislang bislang einfach genommene keineswegs gegeben ist.
Bezieht sich das nun nur auf die Eingaben bei der KI, oder wirklich auf alle Daten (Webseiten, Foren, Profile) im Internet?
Auf letztere kann Google in den eigenen AGB gar keinen Anspruch erheben, da Google nicht der Urheber ist, und auch sonst keinen Beitrag zum Content geleistet hat und keinerlei Vertragsbeziehung (z.B. Hosting) besteht.
Die vollständigen Bedingungen einschließlich der Datensammelquellen kannst du
bei Google nachlesen.
Kurz gesagt: Alles, was du auf Google Dienste hochlädst/postest, in Google-Apps eingibst oder mit Google-Software aufzeichnest, kann verwendet werden. Da dies neben Youtube und Google selbst auch Chrome und Android einschließt also sehr, sehr viel. Strenggenommen auch Daten aus dem Google-Ads-Netzwerk, also Tracking auf nahezu allen Webseiten, aber da kommt ja kein urheberrechtlich relevanter Content zusammen, mit dem man was trainieren könnte. (Außer eine KI, die Bewegungsprofile interpoliert.)
Wie schon bislang gilt also jetzt erst recht: Wer nicht sein ganzes Leben potenziell der ganzen Welt offenbaren möchte, der hält sich von Datenkraken fern. Prinzipiell hat Bard Zugriffsrechte auf die Antwort zu Fragen wie: "Welche Videos hat der PCGH-X-User, der [Bezieht sich das nun nur auf die Eingaben bei der KI]" gepostet hat, in der folgenden Nacht zwischen 23:00 und 2:00 angeschaut und bei welchem Sexshop hat er im folgenden Monat mit Google Pay bezahlt?" Und alle Erfahrungen mit den Content-Filterversuchen von ChatGPT besagen: Wenn eine KI eine Information enthält, dann kann man die mit dem richtigen Prompt auch rausziehen, selsbt wenn direkte Nachfragen geblockt werden. Das liegt in der Natur der Sache, da die Anbieter selbst nicht mehr nachvollziehen können, wie die Texte generiert werden. Weiterhin gut stehen die Chancen, dass auch noch ein paar nicht-Informationen hinzu gedichtet werden, die gut ins Bild passen respektive vom KI-Nutzer mittels Framing impliziert wurden.
Was ich spontan nicht nachvollziehen kann: Was ist mit Ergebnissen der Google Crawler? Prinzipiell genehmigen Leute, die den Account-AGBs zustimmen, auch die Nutzung von online 3rd Party Informationen über sich selbst. Aber wer zum Beispiel in einem Nachrichtentext auftaucht, hat überhaupt keine Rechte an diesem Text, die er Google gewähren könnte. Das müsste der Webseitenbetreiber machen.