Wie ist das vor dem Hintergrund der russischen Bedingungen für "Verhandlungen" zu verstehen, die vorsehen, die Ukraine Russland durch "Entmilitarisierung", "Entnazifizierung" (was auch immer das heißt), Verzicht auf NATO-Beitritt und weitreichende dauerhafte Gebietsabtretungen ans Messer zu liefern?
War nicht die Rede von, da vorab irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Man sollte nur immer sagen: "wenn du keine mititärische Lösung mehr siehst, können wir jederzeit miteinander reden". Ob und wann die jeweiligen Parteien den Punkt erreichen, wo sie lieber reden möchten, dass müssen sie selber entscheiden. Das kann auch auf ein Patt hinauslaufen, wie im Koreakonflikt. Da ist offiziell nur Waffenstillstand seit den 50ern. Man kann durch Fortführung des Konflikts aber auch seine Verhandlungsposition stärken oder schwächen, nur Verhandlungen grundsätzlich abzulehnen, weil man darin sowieso keine für sich "gute" Lösung sieht, ist nie hilfreich. Es sei denn, man maßt sich an, die Verhandlungspositions des Gegners bis ins kleinste Detail zu kennen. Kann ja sein, dass massive Probleme unter einem Propagandanebel stecken, aber der Gegner schon längst am Ende ist. Quasi der riesen Schatten, der von einem Zwerg geworfen wird. Genug innenpolitische Problemquellen dafür gibt es in Russland ja.
Wer spuckt hier "große Töne"? Die nehme ich eher jenseits der Grenze zu Russland wahr.
Gerne donnerstags mit Drohungen ggü. "dem Westen" auch nukleare Waffen einsetzen zu können.
Beide Seiten reißen die Klappe weit auf: Wir halten uns für moralisch massiv überlegen und stellen die Ukraine als Leuchtfeuer von Demokratie und Freiheit dar, während das Land tatsächlich einigen Bananenrepubliken in Bezug auf Korruption und Klüngel kaum in etwas nachsteht(zumindest ausgehend von Statistiken vor dem Krieg).
Und Russland prahlt, wie überlegen sein Militär sei, das nur von Klebeband und einigen Prestigeprojekten zusammengehalten wird. Putin weiß selber, dass wenn er Nuklearwaffen einsetzt, er in sich selbst in einem qualmenden Krater wiederfindet.
An welcher Stelle hat die Ukraine oder hat der Westen Russland konkret mit irgendwas bedroht?
Und nein, die Verteidigung von (Meinungs-)Freiheit und Demokratie sind keine Bedrohung für das russsiche Volk, auch wenn es scheinbar mit diesen Begriffen bisher nicht allzuviel anfangen konnte.
Keine Ahnung, wo in meinem Kommentar zwischen den Zeilen die Unterstellung von "Drohngen" gegenüber Russland herauslesbar sind.
Hast aber Recht, Russland interessiert sich nicht für die Belange der Bevölkerung in der Ukraine. Hier geht es ganz im Sinne alter Zeiten um Prestige und Landnahme: Schwarzmeerzugang, landwirtschaftliche Flächen und darüber Einfluss auf Drittweltmärkte, die hauptsächlich mit Agrarprodukten beliefert werden. Immerhin will man mit China mithalten, die sich dort schon überall breit machen.
Ob man da nun eine neue "Demokratische Volksrepublik" ausruft oder was auch immer ist Putin egal, solange er da das Heft hundertprozentig in der Hand hält.
Und: Die Ukraine muss selber beurteilen können, wie das Material eingesetzt werden kann. Das dort auch Fehler gemacht werden, wenn wir uns die gescheiterte Gegenoffensive anschauen, liegt scheinbar in der Natur des Krieges.
Ähnlich wie beim Fussball, sind alle Außenstehenden nachher schlauer und wissen, was man hätte tun sollen.
Man hat vorher beispielsweise Minenräumstategien erörtert, die nachher ignoriert wurden und zu Verlust von Kampfpanzern geführt haben, wie der hiesigen Presse zu entnehmen war. Das war eher die Art von strategischen Fehlern, auf die ich mich bezog. Taktische Entscheidungen sollte und muss der ukrainische Generalstab selber beurteilen.
Ist wie Ikea kaufen und die Anleitung wegwerfen, weil man das ja selber zusammenbauen kann, auch wenn der Vergleich geschmacklos wirken mag. Wo man den Tisch hinstellt und was man damit macht, darf man ja selber danach entscheiden.
Und selbstverständlich hat die Ukraine ein Interesse daran, seine Unterstützer bei der Stange zu halten.
Du suggerierst, dass die Ukraine "absichtlich" unter Ihren Möglichkeiten bleibt.
Ist keine Absicht wenn das so wirkt. Der Ukraine zu helfen die Materialschlacht zu gewinnen muss hier das Ziel sein, keine Frage.
Wenn es nur mal so wäre, dass wir unendlich Munition liefern könnten.
Auch unsere (Privat-)Wirtschaft ist komplex und kein Computerspiel, wo man eben ein paar Clicks tätigt und der Austoss von beliebigen Gütern wird beliebig verändert.
Dazu gehören Rohstoffbezüge, FInanzierungen, Genehmigungen und Kapazitätsplanungen.
Wenn man sich nicht von den Herstellern in eine Preisspirale zwingen lässt, sehe ich da kein Problem. Da aber einige mit dem Abkassieren angefangen haben, ist dem ein Riegel vorzuschieben. Ähnlich der "Windfall" Regelungen für Energieunternehmen in angelsächsischen Ländern.
Ich bin auch der Meinung, dass nicht ausreichend politischer Wille vorhanden ist und man "geschlafen" hat.
Aber um das nun möglichst schnell zu korrigieren, wären staatliche Eingriffe in privatwirtschaftliche Bereiche notwendig, zu denen in der breiten Fläche der gesellschaftliche Konsens und der rechtliche Rahmen fehlt.
Da muss man ansetzte, sehe ich auch so. Man zahlt gerne den Preis für Material und F&E, aber über den Tisch ziehen für "primitive" Massengüter, wie normale Munition sollte man sich nicht. Bei ausgefeilten Raketensystemen ist sicherlich ein hoher Preis vertretbar, aber nicht bei normalen Gewehren, Granaten etc.
Das läuft anders, auch hier: Man verteilt nicht einfach mal so (Kriegs-)Waffen an Zivilisten. Auch nicht im Krieg.
Wo hat es das denn bitte von einem halbwegs geordneten Staatswesen denn schon einmal gegeben?
"Geordnete" Staaten entwaffnen erstmal die Bevölkerung, weil man Angst vor dieser hat. In der Schweiz ist auch noch nichts schief gegangen, obwohl jeder sein Gewehr im Schrank stehen hat. Hitler wäre damals sicher gerne da einmarschiert, aber das war selbst dem zu heiß.
Und wozu würde das wohl führen, wenn beliebige Mengen beliebiger Rüstungsgüter (die auch nicht unendlich verfügbar sind) in unkundige und unkontrollierbare Hände geraten?
Das unkonkrollierbare ist ja gerade der Clou: Der Besatzer kann das Land nicht halten. Auch wenn man den Krieg verlieren sollte, kann der Besatzer diesen dennoch nicht gewinnen. Das bindet massiv Personal. Die Briten kennen da was von aus Nordirland.
Das kann, wenn überhaupt, nur das allerletzte Mittel vor dem völligen Untergang sein, was diesen aber auch nicht aufhalten wird.
Zu spät sollte man sich darüber aber auch nicht Gedanken machen.
Da
@Estilofatuo diesen Beitrag geliked hat und wir seine ausgeprägte russophile Einstellung zu Genüge kennen
Ich kenne seine Einstellung nicht, aber es darf doch jeder zu seiner persönlichen Einschätzung kommen. Das das Ganze ein Angriffskrieg ist, dem würde aber jeder zustimmen, der nicht unter einem Stein lebt, da bin ich mir sicher.
Die Zustimmungswerte der ukrainischen Bevölkerung bzgl. bewaffnetem Widerstand, der Politik Selenskyis und dem Militär sind nach wie vor eindeutig genug hoch und befürworten die Verteidigung glasklar, sowie lehnen die russischen Bedingungen für Verhandlungen ab.
Das klingt doch gut mit dem Rückhaltder Bevölkerung.
Die Bedingungen für Verhandlungen kennt man nur über die Propaganda Kanäle, die natürlich ausschließlich vom totalen Sieg schwärmen und Maximalforderungen kreischen; am Tisch sieht das u.U. anders aus, weil die Unterhändler die reale Situation kennen. Man muss sich ja nicht offiziell treffen.
Gerade in diesen Tagen sehen wir den Terror Russlands beispielsweise wieder in Form des Einsatzes von chemischen Kampfstoffen und dem durch nichts militärisch zu rechtfertigenden Beschuss von Wohngebieten in Cherson mit Streumunition.
Das sind, sollte das zutreffen, Kriegsverbrechen und landen irgendwann vor einem Gericht.
Dieses Russland -und kein anderes- wird von
@Estilofatuo & Konsorten goutiert.
Muss jeder mit sich selber ausmachen, wie er sich da positioniert. Glaube aber nicht, das irgendjemand Vernünftiges Kriegsverbrechen billigt.
Ich bin da ein wenig utopisch eingestellt und habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Menschheit irgendwann diesen ganzen primitiven Mist ablegt und sich tatsächlich so verhält, wie es ihr Intellekt eigentlich ermöglichen würde. Ich befürchte aber die dunklen Zeiten, wo man sich grunzend die Keulen auf den Kopf schlägt, weil man um den besten Platz am Lagerfeuer kämpft noch nicht vorbei sind. Vielleicht sind wir ja in 100 Jahren weiter...