"Optische Speichertechnik soll unverwüstlich sein und 5.000 Jahre halten"
... also ist es doch verwüstlich.
5.000 Jahre sind doch deutlich länger, als eine wortwörtliche Verwüstung = Desertifikation im (un-)günstigten Fall dauert.
(Nicht mit Dessertifikation, also der Bereitstellung von Schokopudding, zu verwechseln.)
Es hat sehr wahrscheinlich einen guten Grund...
Wenn man sieht wie "groß" die QR-Codeartigen Daten sind und wie schnell da die Scheiben bewegt werden reden wir hier wohl von einem KB/s Bereich. Oder anders gesagt für heutige Verhältnisse extrem langsam.
Das ist eben der übliche Tradeoff zwischen "Daten halten ewig" und "Daten sind schnell schreib/lesbar". UNd es ist in Werbevideos immer so, dass man das natürlich nicht erwähnt.
Und bislang ging dieser Trade-Off immer derart zuungunsten der Speichertechniken aus, dass nie etwas aus solchen "wir brennen mit Laser in X"-Projekten wurde. Gefühlt gibt es alle fünf Jahre ein derartiges Vorhaben, dass naheliegende Erkenntnisse aus der Materialwissenschaft hochhält, aber die elektromechanischen Anforderungen in der Datenverarbeitung komplett ignoriert.
Welche Informationen brauchen wir denn über einen so langen Zeitraum?
Lagerorte von Atommüll?
Eine "ach übrigens: Man sollte seinen Lebensstandard nicht auf fossile Kohlenstoffverbindungen aufbauen"-Nachricht an Alien-Archäologen?
Aber auch eine ganze Menge wissenschaftlicher Daten wären es wert, lange archiviert zu werden. Früher waren diese mangels Messgeräten vermutlich gar nicht oder allenfalls im Bereich der Astronomie vorhanden, aber heute fallen sie Gigabyte-weise an. Wenn man sich anguckt, welche Bedeutung der zeitliche Aspekt heutzutage im Bereich Klimaforschung, Ökologie, Medizin und auch einigen anderen schnelleren geowissenschaftlichen Prozessen hat, dann könnten diese Informationen in 5.000 Jahren viel wert sein. Stattdessen wird man dann vermutlich den gleichen Aufwand in paläoökologische, paläontologische, paläoklimatische, etc. Arbeiten investieren, wie wir es heute zur Rekonstruktion der Welt vor 5.000 Jahren machen.
Davon abgesehen könnte aber selbst Spam für künftige Historiker wertvoll sein, solange er vielfältig genug ausfällt. Beispielsweise von den Etruskern sind eine handvoll längerer und wichtiger Texte erhalten geblieben – vermutlich. Wir können bezüglich ihrer Bedeutung aber nur raten, denn die einzigen anderen, systematisch auf dauerhaftem Material niedergebrachten Texte sind kurze Grabinschriften. Dank derer kann man das Alphabet problemlos lesen und versteht große Teile der Grammatik, hat aufgrund der repetitiven Formulierungen und des sehr eingeschränkten Themenspektrums solcher Epitaphen aber nur ein winziges Vokabular; versteht also die Sprache als solche nicht. Schon das äquivalent eines Foodblogs oder einer minutiösen Facebook-Urlaub-Berichterstattung eines Etruskers wäre für Historiker Gold wert, von einem ordentlich zugetrollten Forum oder gar einem politischen Shitstorm ganz zu schweigen. Aber sowas wurde halt schon damals nicht in Fels gemeißelt. Stattdessen ist das wertvollste Dokument eine alte Leinenschrift, die traditionsbewusster Spätägypter als Begräbnismaterial recycelt hat. (Was unterstreicht, dass die Lagerbedingungen viel wichtiger als das Archivmaterial ist. Mumien statt M-Disc!)
Das ist ja letzten Endes auch oft die Herangehensweise solcher Technologien...
Es geht nicht "nur" um die Haltbarkeit des Mediums sondern auch um die Art wie Daten gespeichert werden,
und wie sie ausgelesen werden.
Der Hinweis auf die Tatsache, dass die Daten mit simplen QR Code Formaten gespeichert werden und durch
herkömmliche Mikroskope ausgelesen werden können, ist hier der Punkt.
Solange niemand das 5.000 Jahre haltende Smartphone baut, würde ich das Datenformat als erheblichen Nachteil gegenüber den bislang für Langzeitarchive beliebten Mikrofilm/-fiche-Formaten sehen. Glas und Keramik mögen kaum altern, aber mit Ausnahme von säurehaltigem Papier ist Alterung das kleinste Problem für Archive. Sehr viel mehr Wissen ist durch externe Störungen verloren gegangen. Spröde, empfindliche Materialien dürften nach 5.000 Jahren nur noch genauso
bruchstückhaft vorliegen, wie es heute 5.000 Jahre alte Tontafeln oder Papyri tun. Wenn nur 0,1 Prozent der ursprünglichen Daten überleben, für deren Entschlüsselung aber eine ganze bestimmte Bauanleitung aus dem anderen (verschollenen) Ende des Archivs nötig ist, kann man sich die Speicherung auch sparen. Eine ausbelichtete Artikelseite transportiert dagegen auch in kleinen Fragmenten noch gewisse Informationen.