In Deutschland wird ja nicht nur Kohle verstromt.
Es geht nicht darum, was verstromt wird. Es geht darum, was bei
zusätzlichem Verbrauch
zusätzlich verstromt wird respektive was bei
weniger Verbrauch
abgeschaltet wird. Wenn ich 15000 kWh einspare, sinkt nicht die Kohleverstromung um 3.915 kWh (26% Energiemix), während parallel Windkraftanlagen mit 4.650 kWh (31% Energiemix) abgegbaut werden. Sondern dann werden (hoffentlich) 15000 kWh weniger Kohle verstromt. Umgekehrt wachsen aber, wenn ich einen zusätzlichen Verbraucher ans Stromnetz anschließe, nicht instantan Solarzellen mit 2850 kWh (19% Energiemix) Jahreleistung aus dem Boden. Sondern dann laufen die Kraftwerke länger, die bislang ungenutzte Kapazitäten frei haben:
Kohlekraftwerke.
(Ggf. auch etwas Gas, hängt stark vom CO2- und dem Gaspreis ab. US-Fracking-LNG ist wegen der Transportverluste und der Emissionen bei der Förderung aber nicht zwingend klimafreundlicher als heimische Kohle, also macht das im Moment auch keinen Unterschied.)
Warum rundest du bei den E-PKW den CO2 Aussstoß und nimmst bei den Verbrennern die Kommastellen mit rein? In Summe scheint nämlich nur die Rundung erstere schlechter dastehen zu lassen.
(Der Argumentation nur Kohle zu rechnen, da wir unseren Zusatzverbrauch nun mal in der Regel damit lösen, kann ich durchaus folgen.)
Mea culpa, dass ich bei den Batterieautos in der vierten zählenden Stelle, die es bei den Verbrenner gar nicht gab,
abgerundet habe und dass ich für die CO2-Emissionen im Kraftwerk eine Faustformel genommen habe, anstatt noch einmal die genauen Zahlen für die schädlichsten Kraftwerke zu recherchieren und deswegen nur mit 1000 g statt mit 1150 g gerechnet habe.
Wieso mir zweimaliges
Abrunden bei Batterieautos jetzt als Beschönigung des Verbrennerverbrauchs ausgelegt wird, müsstest du mir aber mal im Gegenzug erklären
.
Das wichtigere Problem für die Fragestellung hier ist aber imho die mangelnde Filterbarkeit bei Spritmonitor nach Klassen und Fahrstilen. Du hast ja selbst schon den Median von 17,02 bei Batterieautos (-5,4% gegenüber meiner Rechengrundlage) angesprochen. Zugleich ist das die sparsamste relavante Kohorte überhaupt - der bisherige typische Batterieautokäufer ist oft von Ökoversprechen eingelullt und nie ein Raser. Bei Benzinern liegt der Median dagegen bei 6,9 l (-6,7% unter meiner Rechengrundlage) und darunter gibt es sogar noch eine kleine, aber erwähenswerte Gruppe mit 4,2 l (-43% unter meiner Rechengrundlage). Da sieht man, was für einen Unterschied es macht, wenn man die Raser ausklammert oder wenn man gar selektiv die betrachtet, die auf eine sparsame Fahrweise achten.
Was man für die Frage, was die eine oder andere Antriebstechnik kann, eigentlich beachten müsste: Welchen Verbrauch haben Autos der gleichen Transportkapazität bei ähnlicher Fahrweise? Aber das gibt der Spritmonitor nicht her, deswegen habe ich nur den Durchschnitt genommen. Das es definitiv möglich ist, mit Verbrennern richtig viel Energie zu verschwenden, streite ich gar nicht ab. Ich selbst liege bei 6,5 Liter, während Wagen mit der gleichen Motorisierung bei 7,5 l und Vertreter mit der Topmotorisierung auf über 11 l Durchschnitt kommen.
Aber wenn wir Wege in eine bessere Zukunft suchen, brauchen wir nicht von letzteren ausgehen. Das sind die gleichen, denen zu Folge selbst die dicksten Batterieautos "nicht weiter als 150 km kommen" und die sich deswegen halt mit dicken 6, besser aber 8-Zylindern in der Datenbank verewigen. (Oder, in der Preisklasse der dicksten Batterieautos, auch mal 10-12)
Manche Leute überlegen da halt nicht. Oder sind ganz dagegen, aus mir unerklärlichen Gründen.
"Nicht überlegen, aber dagegen"
So beschreibt man AFD- und teils auch Unionswähler, oder
?
Nur dass Dich der halt nur innen beschallt und die Umwelt mit dem Gedöns in Frieden lässt.
Eben nicht. Gibt auch Batterieautos, die das nach außen machen. Mir ist gerade erst gestern ein Toyota-SUV bz4x bei Schrittgeschwindigkeit begegnet. Ich dachte erst, dem Sprinter dahinter fliegt gleich der Motor aus der Haube, so hat das Ding gejault. Aber beim vorbeigehen wurde dann klar: Das sind die tollen Warngeräusche, damit niemand die ach-so-leisen Batterieautos übersieht. Wenn ich mir vorstelle, dass in manch enger EFH-Siedlung der Nachbar sowas frühmorgens unterm eigenen Schlafzimmerfenster anschmeißt ... könnte ich fast Mitleid bekommen
.
[neues Traumziel: Ich brauche ein Anwesen, wo man mit dem Aston zum Tor fahren muss]
Im Rennsport gibt es auch keine Abgasgrenzwerte.
Das zu ändern würde ich übrigens befürworten. Rennsport beansprucht noch immer, dass dort die Spitzentechnologie für den Alltag von Morgen entwickelt und ausprobiert wird. Die wichtigste Technologie für das Auto von Morgen ist aber definitiv die Abgastechnik, also soll man die Kisten ruhig mal auf Euro 8 festnageln.
Die meisten Motorsportserien kämpfen doch ohnehin damit, dass die Motoren eigentlich schon viel zu stark für sicheren Rennbetrieb sind. Anstatt das mit wahnsinnigen Hubraumregelungen zu bekämpfen, könnte man einfach mal Kats und Schalldämpfer vorschreiben und je nach Reglement entweder die Start-Spritmenge oder/und die Nachtankgeschwindigkeit auf ein Niveau begrenzen, bei dem auch der Verbrauch zum Thema wird.
Viel regenerative Energie könnte gar nicht genutzt werden oder müsste deutlich weiter transportiert werden.
Da wäre erstmal zu belegen, dass es da einen Zusammenhang gibt. Bislang sind die Drosselungen aufs ganze Jahr betrachtet noch überschaubar und vor allem lokal begrenzt - mehrheitlich auf Gebiete, in denen wenig Menschen leben. Husum wird an einem Schlechtwetter-Novembermittag aber weiterhin im Sturm-Strom auch wenn alls Münchner nach Feierabend ein SUV an die Kohleleitung hängen.
Und sicher kommt die enorm aufwändige Herstellung dazu, aber das ist ja genau der Punkt, bei dem Recycling viel bewirken kann.
Auch da würde ich übrigens widersprechen. Die bislang vorgeschlagenen Recycling-Strategien sind alle ebenfalls sehr energieintensiv, worann sich aus physikalisch-chemischen Gründen vermumtlich auch nicht viel verändern lässt, und sie ersetzen auch nur die Rohstoffgewinnung. Nicht die aufwendige (sowohl energetisch als auch monetär) Verarbeitung zum fertigen Bauteil. Recycling ist (in ferner Zukunft/wennn überhaupt was zum Recyclen da ist) wichtig, um die Umweltbilanz deutlich zu verbessern/die Naturschäden beim Abbau zu vermeiden. Aber an der Klimabilanz wird es wenig ändern. Da bringen eher Zweitnutzungsstrategien etwas, die vorhandene Module weiter verwenden (zu Lasten des Umweltschutzes, weil es dann noch länger dauert, bis Materialien in den Recyclingkreislauf zurückfließen). Vor allem aber braucht es eben einen Überschuss sauberen Stroms, der keine Kohlekrafwerke, keine Ölkessel und keine Gasbrenner mehr ersetzen kann, sondern einen weiteren ex-fossilen Abnehmer sucht.
Solange wir danach aber aus der Sache raus sind und nicht noch für Wartung usw. rangezogen werden, könnte ich damit leben.
Es gibt schlimmere Verbrechen, das stimmt. Z.B. an die Rüstungsindustrie werden aktuell noch größere Summen verschenkt. (Neben der ohnehin schon saftigen Zahlungen, die für einen leider nötigen Nutzen aufgewendet werden)
Aber ich lobe eine Regierung nicht dafür, dass sie an einer Stelle schlecht und an anderen Stellen noch schlechter ist. Ich lobe nicht einmal für "etwas weniger schlecht als katastrophale Vorgänger". Lob gibt es bestenfalls ab "befriedigend" und da fällt mir spontan nur das Deutschlandticket ein.
Uniper. Gazprom Germania kann man auch mit dazu nehmen.