Dabei hat er die Hamas natürlich beim Angriff geholfen. Die haben angefangen. Das sollte man nicht vergessen.
"Angefangen" hat das Ganze lange vor der Gründung der Hamas. Und auch vor der Gründung Israels. DAS sollte man nie vergessen, denn sonst vergisst man auch ganz schnell, das der Blick nach hinten in dieser Region nur für Geschichtsstunden taugt. Aber nicht für Friedenspläne.
Das stimmt. Auch die Hamas nicht. Sonst hätten sie nämlich schon längst alle Geiseln freigelassen.
Letzteres würde ich nicht direkt verknüpfen. Die Geiseln wären selbst für eine geringfügig an Frieden interessierte Hamas wortwörtlich eine Lebensversicherung. Aber unabhängig davon gibt es so eine Hamas nicht, neben dem islamischen Dschihad dürfte das tatsächlich am allerwenigsten an Frieden interessierte Gruppe in der ganzen Region sein.
Aber sie sind halt auch die kleinste Gruppe in der Region, die überhaupt noch Erwähnung verdient. Und die Frage sind:
Was darf man allen anderen antun mit der ""Begründung"" "aber die Hamas hat..."?
Was hat das für Auswirkungen auf die bislang eher geringe Größe der Hamas und damit auf die Chancen auf Frieden?
Darum geht es nicht. Es geht nur um den 7. Oktober.
Wir reden vom 7. Oktober. Das ist der Zeitpunkt, an dem die Hamas über 1000 Israelis getötet und viele entführt hat und Israel darauf reagiert hat.
Aber warum reden wir NUR von diesem einen Ereignis? Es gab schon sehr viele schlimme Vorkommnisse in der Geschichte des nahen Ostens, es gab weitere schlimme Vorkommnisse seitdem. Der Zeitraum vom 8. Oktober bis heute ist zum Beispiel der Zeitraum, in dem Israel 30 mal 1000 Palästinenser getötet und 1800 mal 1000 Palästinenser vertrieben hat. Kann man das vergleichen oder gegeneinander aufwiegen? Nein. Aber Jeder, der einer Lösung des Konflikts näherkommen möchte, dem sollte klar sein, dass diese Handlungen in den Augen der Palästinenser (und auch deren Unterstützer und Nachbarn) gerade weitaus schwerer wiegen. Die reden nicht über den 7. Oktober, weil es für sie weitaus wichtigeres zu bereden gibt.
Der 7. Oktober hat nur uns und Isreal so geschockt, weil er in ein heiles Weltbild hereinbrach. Das Weltbild der Gegenseite bestand bis zu diesem Zeitpunkt schon aus iirc mehreren hundert Getöteten allein 2023 und mehreren tausend "Entführten", die ohne Anklage und Gerichtsverhandlung in Israel festgehalten werden.
Viele davon vermutlich nicht einmal zu Unrecht, aber diese Message kommt auf der anderen Seite überhaupt nicht mehr an, weil viel zu oft Unrecht geschieht. Weil wir längst an einem Punkt sind, an dem Teile der palästinensischen Seite absolut jede Aktion gegen die Besatzer legitim finden, genauso wie jetzt von den Israelis absolut jede Aktion gegen palästinenische Zivilisten für legitim erklärt wird. Wer Frieden in der Region will, der muss diese Spirale durchbrechen. Der muss dafür sorgen, dass alle die Opfer auf beiden Seiten sehen. Das alle sehen, dass es auf der anderen Seite auch etwas anderes als Täter gibt. Und der erste Schritt dahin wäre mal dafür zu sorgen, dass die Opferzahlen nicht mehr so hoch sind, dass alleine die aus der unmittelbaren Nachbarschaft ausreichen, um die gesamte Wahrnehmung zu fluten und alles andere zu verdrängen.
Die Hamas kann den Angriff sofort beenden, wenn sie die Geiseln frei ließen.
Nein, kann sie nicht. Netanjahus ausdrückliche Forderung ist die Vernichtung der Hamas und es wurde von israelischer Seite ausdrücklich abgelehnt, über ein Ende des Krieges gegen Freilassung aller Geiseln auch nur zu verandeln. Das maximale Zugeständnis war eine befrisste Waffenruhe, nach der der Krieg weitergangen wäre - auf Seiten der Hamas mit gar nichts mehr auf der Hand, auf Seiten Israels frisch und erholt. Dass dieses "Angebot" nicht angenommen wurde, dürfte wohl niemanden überraschen. Die einzige andere Handlungsmöglichkeit in Richtung Frieden, die die Hamas noch hat, wäre kollektiver Selbstmord.
Was zu begrüßen wäre, aber halt auch nicht in deren Interesse liegt. (Entgegen der landläufigen Terroristendarstellung ist Selbstmord auch für Muslime eine schwere Sünde
)
Gebe dir grundsätzlich recht, es gibt immer den Nebel des Krieges.
Der Iran hat halt eine Menge ballitische Raketen und auch Drohnen, das kann auf Dauer schon Probleme machen, was der Iran aber eben nicht hat, ist eine (moderne) Luftwaffe und Flugabwehr, jedenfalls nichts was die Israelis oder USA vor irgendwelche Probleme stellt.
Nach ein oder zwei Tagen würden die sich im Luftraum im Iran bewegen wie sie wollen.
Allerdings dauert es aus der Luft halt sehr lange bis man einen Gegener niedergerungen hat und es kostet halt auch eine Menge zivile Opfer.
Mit Landtruppen würde erstmal keiner in den Iran gehen, aber da sind die Iraner was Panzer und anderes schweres Gerät anbetrifft auch nicht wirklich gut ausgetattet, aber halt mit einer Menge fanatischen Kämpfern, da hätte keiner wirklich Lust drauf!
Wirf mal einen Blick auf die Landkarte:
Die Ostgrenze des Irans ist 2500 km von Israel entfernt und Israel hat keine einzige Maschine, die auch nur 2000 km Einsatzradius für Bodenmissionen hat. Mit Ausnahme der wenigen F-15 sind es eher <800 km; was man halt für die Verteidigung des eigenen, kleinen Landes so braucht.
Mit seiner begrenzten Tankerflotte könnte Israel nicht einmal dann die vollständige Lufthoheit über den Iran erlangen, wenn es gar keine Bodenluftabwehr in der Gegend gäbe. De Facto führt aber der gesamte Anflugweg über Gelände, in dem iranische Milizen operieren und so ein 707-Derivat ist ein leichtes Ziel. Es kann somit bezweifelt werden, dass die israelische Luftwaffe überhaupt jenseits des Westirans operieren ran; ein Großteil eines militärischen Vernichtungsschlags müsste von Marschflugkörpern übernommen werden. Da hat Israel jetzt aber auch nicht zehntausendste der modernste Bauart auf Lager und der Iran umgekehrt steht auch nicht ganz ohne Luftabwehr da, welche die Erfolgsrate älterer Modelle durchaus reduzieren könnte.
Vor allem aber hat der Iran aus (gut begründeter) Angst vor US-Militärs nenneswerte Teile seiner Militärinfrastruktur verbunkert, zumindest im Falle des Atomprogramms sogar in erheblicher Tiefe. Hier müsste Israel eine enorme Sprengkraft ins Ziel bringen, um überhaupt mehr als eine Kratzer zu machen. Nach ein paar Jahren würden die balistischen Raketen wieder fliegen und Iran hat in dem Bereich genug Know-How, dass man mittelfristig auch mit einzeln Erfolgen rechnen muss.
tl;dr: Israel könnte die iranische Luftwaffe zuverlässig an Angriffen hindern und sie könnten einen Teil der hochwertigen Militärziele an der Oberfläche ausschalten. Aber sie haben nicht einmal die Möglichkeit, den iranischen Militäraparat insgesamt zu zerstören.
Die einzige Möglichkeit für einen militärischen Sieg Israels wäre der offensive Einsatz von Atomwaffen. Aber ich denke mal, dann würden selbst Scholz/Baerbock/Habeck ihre uneingeschränkte Solidarität eine Stufe zurückfahren und die Reaktion der restlichen Welt könnte durchaus existenzbedrohend für Israel werden.