Ich halte es in einigen Bereichen auch für einen Fehler, sich immer am "einfachsten" zu orientieren. Warum eigentlich? Damit das Spiel wirklich flüssiger wird, oder damit auch der "dümmste der dummen" damit einfacher klarkommt?
Der Witz ist, dass die Original-BGs, zumindest Teil 1, trotzdem viel weniger Komplextität hatten. Aber die basierten noch auf (A)D&D 2. Edition. Entsprechend gabs beim Stufenaufstieg maximal mal einen Zauber auszuwählen, wenn überhaupt: Als Kämpfer drückt man hier meist "Levelup" und sieht, wie man automatisch mehr Hitpoints und eine etwas höhere Trefferwahrscheinlichkeit bekommt, das wars. Und schon in der Charaktererstellung ist nicht übermäßig viel zu tun. Kämpfer waren pure Haudraufs ohne Fähigkeiten, die ließ man Auto-angreifen wie das Fußvolk in einem RTS. Und dank Levelcap und Low-Level-Kampagne allgemein, hatten selbst Magier nicht allzu große Arsenale. Womöglich kam das dem Spiel damals sehr zu gute, auch in Sachen Popularität. Der zweite Teil ist dann ja mit seinem High-Level-Content noch mal eine andere Geschichte -- aber er war ein Sequel, das bereits auf die Spielerschaft des Vorgängers aufbauen konnte. Ein Super-Hardcore-RPG war Baldur's Gate jedenfalls schon damals nicht. Selbst was diesen ETW0 angeht: Mehr als wissen, dass NIEDRIGERE Rüstungsklassenwerte besser sind, musste man nicht. Und das sah man sofort. Den Rest übernahm das Spiel. Ich hatte damals mit D&D außer über Eye Of The Beholder und Co. keinen wirklichen Kontakt. Das machte das Spiel vielleicht etwas kniffliger. Aber durchgespielt hatte ich es trotzdem ohne Probleme -- selbst die Companions wie Khalid waren ja schon von ihren Attributen ALLES ANDERE als optimale Charaktere. Ein Kämpfer mit "Stärke 15" wie Khalid hatte damals ein
enormes Handicap, weil es Boni auf Schaden und Co. erst ab 16 gab --
zwischen Stärke 8 und Stärke 15 war allgemein in Sachen Kampftauglichkeit KEIN Unterschied.
Was ich aus den D&D3e- und damit auch Pathfinder-Umsetzungen hier hingegen absolut nicht vermisse, letztens in Solasta auch nicht: Die regelmäßigen Bufforgien vor jedem Kampf. Die endlosen Listen an +1-Boni, die erst in der Summe große Unterschiede machen. Weil jeder +1-Bonus, egal ob von Feats, Buffs, Talenten oder sonst was auf einem W20 naturgemäß eine 5%-Chance ist. Die man aber mitunter braucht, weil auch die Abwehrwerte mit stärkeren Gegnern ins Unendliche hochgehen. Ein Mittelding wäre besser. Die Bufforgien mögen wegfallen. Dadurch, dass sich Caster aber auf nur einen EINZIGEN Buff konzentrieren können, geht natürlich was an Komplexität flöten. Wenn Shadowheart in BG3 also gerade am "Segnen" ist, dann kann sie sonst keinen anderen Spruch anwenden, der Konzentration erfordert -- und das sind praktisch alle Buffs. Einfach mal wie in den "Originalen" die Party mit Rindenhaut, Segnen, Gesang, Schutz vor Bösem, Koordinierte Verteidigung und Der Heiligen Currywurst gleichzeitig beglücken? Das kann auch Shadowheart in BG3 nicht mal leisten, wenn du ihr gut zusprichst, als Waifu rekrutierst und pimpst, bis ihr die Glocken bimmeln.
Vielleicht hätte man es so machen können, dass Konzentration mit höheren Levels skaliert. Also später zumindest zwei Buffs gleichzeitig möglich wären, am Ende drei.