Ein faszinierendes Thema, das tief in meinen persönlichen Erfahrungen verwurzelt ist und dem ich mich gerne öffne.
In meiner Kindheit habe ich verschiedene Erfahrungen gemacht (teilweise mit kleinen Traumata), die alle damit zu tun hatten, dass mein Selbstwert in Frage gestellt wurde. Dies begann bereits bei meinen Eltern, die sich seit meiner frühesten Erinnerung ständig stritten. Mit der Zeit fühlte ich mich zunehmend ausgeschlossen, da meine Eltern neben ihrer Arbeit und persönlichen Konflikten kaum Zeit hatten, sich um mich zu kümmern. Dies führte früh zu einer Identitätskrise, die sich während meiner Gymnasialzeit fortsetzte. Ich wurde in einem Jahr geboren, in dem viele Kinder zur Welt kamen, und die Lehrer schienen mehr daran interessiert zu sein, uns zu beweisen, dass wir nicht dorthin gehörten. Viele meiner Freunde wechselten daher bereits ab der 7. Klasse auf die Realschule.
Trotz dieser Herausforderungen hielt ich bis zur 10. Klasse durch, doch es war eine mühsame Zeit. Ich hatte das Gefühl, nicht gut genug für das Gymnasium zu sein, was durch die jahrelange Konditionierung durch die Lehrer verstärkt wurde. Hinzu kamen erste Anzeichen von Depressionen in meiner Jugend. In der 11. Klasse erkrankte ich an einem Spontanpneumothorax, was dazu führte, dass ich das Schuljahr wiederholen musste. In dieser Zeit schwänzte ich oft den Unterricht, bis ich einen Wendepunkt erlebte: Ich wechselte eigenständig die Schule, ohne das Wissen meiner Eltern, und schloss dort mein Abitur mit einem Durchschnitt von 3,0 ab - ja nicht sehr gut. Auf dem neuen Gymnasium habe ich dann auf einmal Unterstützung von der Oberstufenleiterin erfahren, die Potential in mir gesehen hat. Es macht unheimlich viel aus, wenn du Menschen im Umfeld hast, die an dir glauben.
Ein Studium reizte mich nicht zu dieser Zeit, ich war mit dem Schulsystem erst einmal fertig. Durch Zufall bekam ich eine Ausbildung, die ich sonst nicht angenommen hätte. In einem Gespräch mit der Agentur für Arbeit kam es zu dieser Chance, bei der ich spontan zusagte, ohne zu wissen, dass es sich um einen großen Konzern handelte. Ich hatte also in meiner 20 jährigen Berufslaufbahn nur ein Vorstellungsgespräch bei einem großen Konzern und wurde direkt genommen.
Die positive Resonanz meiner Kollegen motivierte mich enorm, und ich wurde zum besten Auszubildenden des gesamten Bundeslandes mit Auszeichnung
... war ich schon ziemlich stolz damals. Der Konzern bot mir sogar ein Studium an, dessen Kosten sie übernahmen. Obwohl ich nicht mehr der Beste war, schloss ich mit einem Notendurchschnitt von 1,9 ab.
Seitdem habe ich verschiedene Positionen im Unternehmen innegehabt und bin seit 2015 Abteilungsleiter. Dennoch kämpfe ich immer noch mit den Erfahrungen meiner Kindheit. Oft fühle ich mich unsicher in schwierigen Gesprächen und lege großen Wert darauf, was andere von mir denken - eine Erkenntnis, die ich erst spät gewonnen habe. Früher dachte ich, es sei mir egal. Daher ist es für mich von entscheidender Bedeutung, sich selbst zu kennen und kennenzulernen. Nur dann kann man auch erfolgreich sein. Diese Selbsterkenntnis ist besonders für junge Menschen schwer, insbesondere wenn ihre Kindheitserlebnisse nicht ideal für ihre Entwicklung waren.
Letztendlich habe ich es jedoch mit viel Engagement und Vertrauen in meine Fähigkeiten geschafft, ohne Beziehungen (Vitamin B) erfolgreich zu sein.
Meine Mutter ist leider inzwischen verstorben. Ich mache meinen Eltern jedoch keinen Vorwurf. Abgesehen von ihren Ehekrisen (und dessen Folgen für mich), hat es mir an nichts gefehlt. Im Nachhinein denke ich, dass es besser gewesen wäre, wenn sie sich früher getrennt hätten. Als ich bereits im Berufsleben stand, haben sie sich getrennt, und nach einem Jahr konnten sie wieder normal miteinander kommunizieren. Ich glaube, das hätte mir in meiner Kindheit geholfen. Sie hätten dann wieder Zeit für mich gehabt und einiges wäre sicher anders gelaufen. Jetzt habe ich selbst zwei Kinder und mache sicher auch nicht alles richtig. Mir ist im Endeffekt egal was sie später mal beruflich machen. Wichtig ist mir, dass sie glücklich sind. Der Große ist mittlerweile selbst in einer Ausbildung.
Um es kurz zu machen: Jeder trägt die Verantwortung für sein Leben und kann Großes erreichen, wenn er Ziele hat. Sicher haben das Elternhaus, die Familie und deine direkte Umwelt Einfluss darauf, aber es sollte keine Entschuldigung dafür sein, aufzugeben.