Wer redet von "wenigen Wochen"?
Jemand, der davon schwadroniert, dass ein Unternehmen nach Tod des bisherigen Eigentümers ins Ausland verschwindet, ehe die Erbsituation geklärt ist. Da bleibt eigentlich sogar noch weitaus weniger Zeit, denn wenn der bisherige Eigentümer stirbt, gibt es bis zur Übernahme durch einen Erben (oder durch den Staat, wenn das Erbe ausgeschlagen wird), niemanden, der überhaupt befugt ist, solche Entscheidungen zu treffen. Das müsste in einer Nacht-und-Nebel-Aktion sofort angeleiert werden, ehe eine komissarische Aufsicht übernehmen kann, um dann schleunigst in einer rechtlichen Schwebesituation umgesetzt zu werden. Ansonsten gilt:
Es war bislang ein deutsches Unternehmen, es bleibt ein deutsches Unternehmen. Fraglich ist nur, wem es gehört. Nachkommen des bisherigen Eintümers haben die Möglichkeit, das Erbe anzunehmen und die Erbschaftssteuer zu zahlen oder sie haben die Möglichkeit, das Erbe auszuschlagen und alles der Gemeinschaft zu überlassen. Diese Entscheidung muss binnen 6 Wochen getroffen werden.
Zudem gehst du davon aus, das es nur in Deutschland Facharbeiter gibt...dem ist nicht so...ich arbeite mit mehr Ausländetn als Deutschen zusammen.
Es gibt ÜBERSCHÜßIGE Facharbeiter, die zu tausenden im Ausland rumsitzen und nur darauf warten, dass ein ehemals deutsches, mittelständliches Unternehmen auf der Flucht vor Erbschaftssteuern seine gesamten Aktivitäten plötzlich ins Ausland verlagert? Das wäre mir neu.
Klar kann ein Laden langfristig ins Ausland gehen. Aber das dauert eben und wird auf Grundlage ganz anderer Überlegungen als der Erbschaftssteuer gemacht. Selbige spielt naturgemäß nur kurzfristig rund um den Tod einer Person eine Rolle.
Hätte der vorherige Eigentümer dagegen langfristig geplant, dann gäbe es überhaupt keine Erbsituation. Die Freibeträge sind irre hoch. Bis es 76 wird (plausible Lebenserwartung) kann ein 55 jähriges Eigentümer-Ehepaar an die vierköpfige Nachkommen-Familie (Kind + Ehepartner + 2 Enkelkinder) Firmenanteile im Wert von knapp 5 Millionen Euro komplett umsonst übertragen. Das liegt vollständig im Rahmen der Freibeträge. Selbst wenn die Firma 20 Millionen wert ist, würden nur 100000 € an Steuern pro Jahr anfallen, was man locker aus den Gewinnen einer so großen Firma bestreiten kann, wenn die Erben denn tatsächlich dort aktiv sind. Und eigentlich sollte man Sohneman/Töchterchen ja nicht erst mit 55/wenn die 35 sind in den eigenen Betrieb einführen, sondern noch einmal 10, 15 Jahre früher. Eine langfristige Unternehmensübergabe bewegt sich damit auch in Zeiträumen, in denen Inflation und Unternehmeneserfolg eine Rolle spielen, denn die im ersten Jahr steuerfrei überlassenen 400000-€-Firmenanteile werden 30 Jahre später, wenn der Vater tatsächlich stirbt, schon 800000 oder 1000000 € wert sein. Entsprechend kannst du auf die vorgerechneten Zahlen durchaus nochmal 50% draufschlagen.
Hohe Erbschaftssteuern würden (nach Abschaffung diverser Sonderregelungen, Schlupflöcher, Befreiungen und ähnliches, welche die Erbschaftssteuer derzeit auf effektiv unter 3% drücken) erst dann fällig, wenn der Nichtsnutzige Nachkomme, dem man bislang nicht einmal aufs Werksgelände gelassen hat, seine große Chance auf eine saftige Vermögenssteigerung wittert und alles auf einmal für lau übernimmt. Dafür zahlt er heute effektiv keine oder so gut wie keine Steuern, sondern kann den Laden ein paar Jahre vor sich hinsiechen lassen und dann für einen immer noch ansehnlichen Preis an einen Investor verramschen.