Wobei beim reinen Glücksspiel die Gewinnchancen noch deutlich geringer sind.
Hier weiß man ja welche Firmen erfolgreich sind.
Und man muß ja nicht die Aktien verkaufen, wenn die mal ein schlechtes Quartal oder Jahr haben.
Dann kann man abwarten bis es wieder besser wird.
Optimal wäre sowieso ein Aktienpaket mit Aktien von mehreren Firmen.
Wenn man schon da rein investieren will.
Baccara hat, je nach Spielart einen Bankvorteil von unter einem Prozent; beim klassischen Roulette von unter 3 Prozent. Das heißt man hat eine Chance von gut 49,5 Prozent respektive gut 48,5 Prozent mit Gewinn vom Tisch zu gehen. Sicherlich ist das keine solide Finanzanlage, denn man hat eben umgekehrt 50,5 respektive 51,5 Prozent Aussicht auf einen Verlust. Aber wenn man bei Aktienspekulationen die Transaktionsgebühren und die auf Gewinne letztlich noch gezahlten Steuern abzieht, dann landen am Ende der Umverteilung sogar deutlich weniger als 100 Prozent des investierten Geldes wieder bei der Gesamtheit der Investoren. Von diesen 9x Prozent (oder 8x?) geht ein großer Anteil an die Anleger mit gutem Vorwissen und nur ein kleiner Teil an Anleger mit mangelhafter Informationsgrundlage. Letztere haben bei Börsenspekulationen noch weitaus größere Verlustchancen als im Casino.
Das ganze ändert sich, wie gesagt, wenn man nicht auf Kurse spekuliert, sonder über viele Jahre investiert um von der allgemeinen Wertschöpfung eines Unternehmens zu profitieren und sei es nur relativ zum sinkenden Geldwert. Aber beispielsweise Nvidia hat seinen Börsenwert in den letzten 3 Monaten um rund 800 Milliarden US-Dollar gesteigert – das ist auch bei spektakulären 12 Milliarden US-Dollar Gewinn im letzten Quartal kein Wertanstieg durch Wertschöpfung. Das ist reine Spekulation und von der profitiert nur, wer genug weiß, um den Börsenkurs
überdurchschnittlich gut vorauszusagen.
Erfahrungsgemäß wissen Otto-Normal-Verbraucher aber
unterdurchschnittlich wenig über Kursentwicklungen an der Börse. Deine Aussage zu Firmen, die "mal ein schlechtes Jahr haben", sind ein schönes Beispiel für weit verbreitete, aber falsche Laien-Annahmen: Börsenkurse spiegeln praktisch nie die Performance eines Unternehmens hier und jetzt wieder. Sondern immer die Erwartungen an die zukünftige Leistung der Firma – in 3 Monaten, in 12 Monaten, in 5 Jahren. Je nach Markt und Firma. Und die Kursentwicklung, auf die man bei Spekulationen setzt, hängt in zweiter Ableitung selten davon ab, ob die Erwartungen gut oder schlecht sind, sondern eher davon, ob sie besser oder schlechter werden. Manchmal sogar in dritter Ableitung davon, ob man mit einer künftigen Verbesserung der Erwartungen an die Entwicklung rechnet oder mit einer Verschlechterung. AMD z.B. hatte 2015/2016 sicherlich ein schlechtes Jahr und das war genau der richtige Zeitpunkt zum kaufen. Intel dagegen hatte 2020 ebenfalls ein schlechtes Jahr und da zu investieren war verschenktes Potenzial. Nvidia könnte, gerade weil der Kurs so hoch liegt, eine richtig schlechtes Anlage sein – sobald die Börsianer
für die Zukunft erwarten, dass die KI-Unternehmen ihre Investitionen zurückfahren, weil die KI-Unternehmen
für ihre fernere Zukunft befürchten, dass die Menschen aus Angst um ein Rückgang der KI-Firmenkurse
in noch fernerer Zukunft wegen eines drohenden Platzens der KI-Bubble
in noch viel fernerer Zukunft ihre Investitionen in die KI-Firmen reduzieren.
Klingt komplex? Klingt so, als würde ich es selbst in den seltensten Fällen verstehen? Stimmt. Ich kann schon die KI-Blase kaum einschätzen und da sind drei Lagen von Menschen-reagieren-auf-Menschen on top, ehe man bei Nvidias Aktienkurs ist. Und niemand, der nicht deutlich mehr davon versteht, sollte an seinen persönlichen Goldrausch glauben. Es gibt nämlich Leute, die verstehen das sehr viel besser – und die kassieren zweistellige Millionenzahlen. Als Beraterhonorare von Leuten, die Milliarden auf Grundlage dieser guten Infos verdienen. Ganz am anderen Ende des Spekulantentums sitzen diejenigen, die eher wenig verstehen. Das sind, wie gesagt, diejenigen, die die Milliarden ins System einspeisen, die andere rausziehen. Und auch wenn unerfahrene Anleger durch pures Glück immer mal wieder große Gewinne einfahren: Für jeden davon gibt es zwei, drei, zehn, die hatten Pech. Nur von denen hört man halt nichts, weil sie keine gute Story abgeben – wie immer bei Glücksspielverlierern.