Und wieder einmal das altbekannte Missverständnis, dass es sich bei e-cores um "Energie"-Effizienzkerne handelt.
Die e-cores haben mit Energieeffizienz nichts zu tun (jedenfalls nicht vor den LP-e-cores im Meteor Lake SoC-Tile, aber um die geht es hier ja nicht). Das sollte bei den geradezu irrwitzigen Leistungsaufnahmen der 12xxx/13xxx/14xxx CPUs eigentlich augenfällig sein.
Die Effizienz steht hier für "Flächen"-Effizienz. Intels p-core Kerndesign verbraucht einfach, unabhängig vom Node, eine riesige Fläche auf dem Chip, weshalb z.B. der 11900 ggü. dem 10900 beim damaligen Backport auf 14nm um 2 Kerne gekürzt werden musste - sonst zu viel Flächenverbrauch. Die Konkurrenz (AMD, aber auch Apple) drehte unterdessen Kreise um Intel in Sachen Multithread-Performance. Also musste eine Lösung her.
Den Weg, den AMD seit Zen4 mit deren c-cores geht, konnte Intel nicht wählen, weil so ein Kerndesign schon ein hochkomplexes Unterfangen ist und sich nicht einfach mal eben schrumpfen (bzw. verdichten) lässt, wenn das Grunddesign nicht von vornherein darauf ausgelegt ist. Also haben sie sich darauf besonnen, dass es im Unternehmen ja noch ein komplettes Kerndesign gibt, das vor allem auf Flächeneffizienz ausgelegt ist: Die "xxx-mont" Kerne, auch als Atom bekannt. Kleiner Kern, weniger Cache, weniger Takt, weniger Instruktionen, kein HT - spart alles Platz. Davon wurden dann eben so viele wie geht mit in den Chip gepackt. Flächeneffizienz eben.
Das Marketing (Intels einzige noch zu 100% produktive Abteilung zu der Zeit) strickt dann noch schnell das Märchen von der Energieeffizienz, fertig ist die Laube. Und es funktionierte ja auch einigermaßen: Die Multithreadingleistung passte wieder, und obwohl die Prozessoren nachweislich saufen wie ein Loch erzählt jeder brav die Mär von den Energieeffizienzkernen.
Dass dieses eigentlich clevere Design einen Rattenschwanz an anderen Problemen mit sich bringt, ist halt die Kehrseite der Medaille: Unterschiedliche Leistungen der Kerne machen das Scheduling zum Problem, unterschiedliche ISAs führen zu Abstürzen, per-core Lizenzen vs. e-cores und so weiter. Da hat sich Intel noch Arbeit für Jahre vorgenommen. Am Grundproblem der jahrelang vor die Wand gefahrenen Prozesstechnik ändert das alles nichts: Die CPUs stehen trotzdem vor der Wahl: Saufen wie ein Loch, um konkurrenzfähig abzuliefern, oder vernünftige Leistungsaufnahme, dann aber der Konkurrenz hinterherlaufen.
Dass der völlig enthemmte Umgang mit Strom Intel irgendwann auf die Füße fallen wird, war spätestens seit den Sapphire Rapids WS Xeons vollkommen klar. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass es davon nicht nur so gut wie keine Tests gab, sondern selbst das Endprodukt kaum zu kaufen war. Jetzt sterben halt die grenzwertigen 13700K-14900K SKUs bei den Endkunden weg, die wohl doch besser als "non-K" gebinnt worden wären. Blöd halt. Leid tut es mir vor allem für die Kunden, bei denen die CPU es gerade so über die Garantie schafft, und die sich auf Intels jahrelang aufgebaute Reputation verlassen haben.