Jaja, da gibt es dumme Dinger. Ich weiß noch Ende der Achtziger, Moped fertig machen für einen Tag Zolder. Man konnte sich damals noch für kleines Geld einen Tag oder Stundenweise auf Rennstrecken einmieten und ohne Störungen oder absurde Instruktoren einen Tag genüsslich sliden. Wir hatten von 12:00-18:00 einen Slot mit dem MC Rastenkratzer aus Kleve, coole Truppe nebenbei bemerkt.
Soweit so gut, den Abend vorher noch schnell einen Ölwechsel gemacht und die Ventile eingestellt. Und während ich den linken Gehäusedeckel ab hatte, um das Ölsieb zu reinigen, kam mir die grandiose Idee, die Ölpumpe zu vermessen. War ja nur eine Schraube. Also schnell losgeschraubt und abgezogen. Koooomisch, die Achse, auf der die Ölpumpe einseitig saß und auf der sie zentriert wurde, kam immer weiter mit raus. Und irgendwann machte es "Klong" gefolgt von einem Urschrei meinerseits. Was war passiert. Die Achse ging durch den ganzen Motor und war auch die Führungsache der Schaltgabeln. Und die sitzen mitten im Getriebe. Es war abends um 20.00, wir wollten um 7;30 los fahren, denn bis Zolder ist es ein Stück.
Also schnell den Motor raus, zerlegt, Schaltgabelachse wieder eingebaut und Motor wieder zusammenbauen. Den 500ccm Rennmotor meines SOS-Renners (Sound of Single) kannte ich wie im Schlaf, das ging fix. Und dann ging es beim Zusammenbau um die letzte Schraube des geöffneten Motors, die Verschraubung der Nockenwellenantriebs. Und eine der beiden Schrauben fiel natürlich, war ja inzwischen 24:00, wieder in den Kettenschacht und natürlich von da in den Bereich unter das Getriebe. Kommt man nicht dran. Eine halbe Stunde mit dem Motor "gewürfelt", wieder ein Urschrei, Motor wieder zerlegen.
Diesesmal den schnellen Weg gewählt und das horizontale Gehäuse nur unten geöffnet, also den Zylinder drauf gelassen, Schraube raus geholt, alles wieder zusammengebaut und die Schraube wieder mit größter Vorsicht und Konzentration angeschraubt. Genau in dem Augenblick kam meine Mutter in den Keller und fragte, warum ich so oft schreie? Ich hab mich so erschrocken, da war die Schraube wieder drin. Der dritte Urschrei, sie erkannte warum, ging schweigend und ich zerlegte wieder.
Bis das Moped dann komplett zusammen war, dauert es bis 5:00, schnell packen, noch eine Stunde schlafen, und dann gings los. Grandioser Tag, viereinhalb Stunden Hinfahrt, natürlich nur Landstraße mit Schnitt über 100, sechs Stunden Sliden mit drei Tankpausen und dann wieder viereinhalb Stunden bis Göttingen zurück, wieder nur Landstraße, wieder jenseits aller Beschilderung, wie man das damals noch machen konnte, als man Polizisten nur höflich grüßte und den Hahn aufmachte. Und dann erstmal einen Tag ausschlafen.
Lange her ....
Und das mit der Polizei war wirklich so. Unser Dorfkop hatte sein Büro zwischen uns und der Bäckerei. Man fuhr jeden Morgen ohne Helm durch die Einbahnstraße an ihm vorbei, grüßte, er immer nur kopfschüttelnd, und wieder zurück. Irgendwann war er mal rauchend am Fenster und ich frug
"Soll ich Ihnen ein Brötchen mitbringen", und er sagte nur,
"Nein Danke, aber setz doch zumindest einen Helm auf, wenn Du schon durch die Einbahnstraße fährst."
Das war echt ein Freund. Immer wenn mal wieder Fotos reinkamen, saß man zusammen, sollte die Situation genau beschreiben und wenn das keine gefährliche Situation war, also z.B. zweispurrige Straßen mit Zaun in der Mitte am Ortsausgang, also für niemanden eine Gefahr, kam nur
"Ich erkenn Dich auf dem Foto nicht". Oder es gab einen Satz lange Ohren und eine Standpauke. Man bedankte sich, versprach das nie wieder zu machen, gab ihm auf der Kirmes ein Bier aus und man lebte in netter Koexistenz zusammen. Den habern wir respektiert. Wenn der etwas sagte, machten wir das, aber er drückte auch mal ein Auge zu. Auch lange her....
Apropos Zolder, da gibt es noch einen "witzigen". Mitte der Neunziger, ruhiger geworden und mit Tourenmoped. Die NTV 650, hatte ich mal auf der IFMA 1991 beim Geschicklichkeitsfahren gewonnen, und war ein ideales Brot und Butter Moped, unkaputtbar, billig, und setzte nicht auf. Also Sportreifen drauf und ab nach Zolder. Waren nur zwei Stunden fahren und viel Spaß gehabt. Und dann ganz zum Schluss, die letzte Runde, kam ich auf Reserve, also schnell den Benzinhahn umgelegt und, so dachte, machste jetzt
"ne ruhige letzte Runde". Großer Fehler. Niemals darf man seinen Rhythmus aufgeben. Rennstrecken sind nicht wie Straßen, man hat viel weniger Orientierungspunkte und alles kommt nur, "weil man es immer so macht". Da muss die Geschwindigkeit aber passen.
Und wenn man eine "langsamen Runde" fährt, und langsam heißt dann 95% der üblichen Geschwindigkeit, also ziemlich zackig, aber ohne sliden, dann passt nix mehr. Und weil der Rhythmus nicht stimmte, fuhr ich eine Kurve vielleicht 10m zu spät an. Alles kein Drama, hätte ich problemlos hinbekommen, aber ich dachte ja, "langsame Runde", also einfach aufgemacht und ca. 5° von der Strecke auf den perfekt ebenen Grünstreifen. Waren so ca. 120km/h. Aber der Rasen war feucht, das heißt nix an Haftung. 150m vor mir kam dann die Begrenzungsmauer. Und das war dann alles wie in Zeitlupe. Oh eine Mauer, ...., das schaffste, ...., bremsen, lenken, nix, ...., oh die Mauer kommt näher, ...., und dann der Einschlag mit 80km/h. Gut, waren zwei Stapel Reifen davor, die Mauer ungefähr im 30° zur Strecke. Aber Reifen die sind verdammt hart.
Das hat gerummst. Und dann liegt man da wie ein Käfer auf dem Rücken und kann nicht atmen, weil der Brustkorb eingefallen war. Die Rippen mussten sich erstmal wieder sortieren, dann ging das mit dem Atmen wieder, einmal rundherum schauen, Arme, Beine alles dran, keine Schmerzen und dann schnell zum Moped und den Motor aus.
Das Ding war dann ein bisschen "krum". Gabel ca. 5cm dichter am Motor und links alles überstehende abrasiert. Also links kein Lenker mehr und keine Fußrasten. Aber es fuhr noch. Schnell in die Box, hintere rechte Fußraste nach vorne links, die linke Lenkerhälfte mit Kupplung mit Panzerband aus den Tank geklebt, eine Stunde Pause gemacht, Currywurst und ab auf die Bahn. Plan war mit 80km/h hinter einem LKW in Ruhe nach Hause zu fahren.
Das Moped lief aber total gut, also doch überholen. Aber ich konnte den Kopf nicht mehr drehen. So langsam war alles geschwollen. Also zur nächsten Tankstelle raus, Kabelschellen gekauft, Lenkerende wieder notdürftig befestigt, so dass ich zumindest einen Spiegel hatte. Und dann nach Hause gefahren. Als ich in der Badewanne lag, war wirklich alles blau. War dann den nächsten Tag doch zum Röntgen, aber nix dran, ich bin robust.
Und was lernen wir? Auf Rennstrecken fährt man niemals langsam, immer voll Rohr, alles andere geht in die Hose