Ihr dürft die Marge nicht von den Produktionskapazitäten trennen. Sicherlich könnte Nvidia Geforces billiger anbieten, ohne Verluste zu machen. Sie könnten auch Reissäcke an hungernde Menschen verschenken, ohne Verluste zu machen. Der Unterschied zwischen beiden Gewinn-reduzierenden Vorschlägen: Reis können sie einfach mehr kaufen. Produktionskapazitäten für Billig-Geforces nicht.
Eine RTX 4090 für 800 Euro würden sich sicherlich mehr Leute kaufen
wollen, als es heute machen, aber sie würden nicht an mehr Leute verkauft
werden. Weil es nicht mehr RTX 4090 zu verkaufen gibt, als heute, solange Nvidia jede nur umwidmenbare Produktionskapazität in die viel margenträchtigeren KI-Beschleuniger steckt. Wir können von Glück reden, dass Hopper 2,5D-Packaging-Techniken erfordert, TSMC größere Kapazitäten dafür aber erstmal aufbauen muss und Nvidias Deal über Intel-Kapazitäten noch nicht abgeschlossen ist. Ansonsten würden vermutlich so gut wie gar keine RTX 4000 mehr hergestellt, die paar noch vom Band laufenden zu noch einmal verdoppelten oder verdreifachten Preisen an total Verzweifelte verkauft werden und alle anderen N4-Bänder würden nur noch Hopper ausspucken. Und zwar wirklich alle: Mit den Margen, die Nvidia derzeit mit H100 erzielt, können sie vermutlich auch bequem AMDs Radeon-Kontingente freikaufen. Dann wird auf Ebay einmal die Woche eine 7900XTX für 2.000 Euro und einmal eine RTX 4090 für 4.000 Euro angeboten. Startpreise, versteht sich.
Eine Chance von gut 50% zu gewinnen ist doch sehr hoch. Beim Lotto liegt die Chance bei 1:140 Millionen für den Hauptgewinn. Aber wie dem auch sei. Egal ob das Casino, Online-Casino, Sportwetten oder Lotto ist. Der Spieler verliert auf Dauer immer. Und Gewinner sind die Betreiber.
Sportwetten sind schlimmer, Ausschüttungsquoten werden oft mit unter 80 Prozent angegeben, und Lotto ist mit festgelegten 50 Prozent eine einzige Katastrophe. Alle Lotto-Spieler zusammengenommen, also die Jackpot-Millionäre schon mitgezählt, verlieren in der Summe die Hälfte ihrer Einsätze. Um auch nur mit ±0 rauszukommen, muss man durch puren Zufall/"Glück" doppelt so viel Gewinne einfahren wie der durchschnittliche Lottospieler. Und wie so oft ist Mittelwert hier etwas vollkommen anderes als der Median. Wenn ich die Ausschüttungsverteilung richtig überblicke, geht eine Hälfte davon an die unglücklicheren 96-97 Prozent der Spieler. Diese Gruppe verliert im Schnitt mehr als 50 Prozent ihres Einsatzes. Die glücklichsten 3-4 Prozent der Spieler verlieren im Schnitt "nur" 50 Prozent oder weniger, aber selbst die verlieren mehrheitlich immer noch.
Die Feinverteilung innerhalb dieser Gruppen zu berechnen ist mir jetzt etwas zu aufwendig. Leute mit Spaß an Stochastik können die Lücke gerne mit präzisen Ergebnissen füllen. Aber grob geschätzt dürfte die Chance, als Lotto-Spieler mehr einzunehmen als man ausgibt, schlechter als 1:100 ausfallen. Dagegen ist Roulette mit beinahe 1 zu 1 (1,00:1,02) schon richtig gut, aber immer noch ein Verlustgeschäft. Spekulationen auf Kursschwankungen, wenn man nicht versteht, wie die Kurse tatsächlich zustande kommen, liegt irgendwo dazwischen – vermutlich eher am unteren Ende. Das gilt übrigens für alle Arten von Kursen – Kryptos, Aktien, Derivate, Rohstoffe, Währungen: Wer keine Ahnung von den zugrunde liegenden Mechanismen hat, also nur auf gut Glück spekuliert, wird den den Kürzeren gegenüber denen ziehen, die auf gutes Wissen hin spekulieren.
Davon getrennt zu betrachten ist, wie bereits erwähnt, die nicht-spekulative Aktienanlage als Investor über lange Zeiträume. Solange die Wirtschaft nicht die wortwörtlichen Grenzen des Wachstums erreicht hat, steigt der durchschnittliche Wert aller Aktien. Dieses Wachstum reichte in der Vergangenheit aus, damit auch deutlich unterdurchschnittliche (= ohne Wissen zusammengestellte) Portfolios ihren Wert steigern konnten, zumindest vor Inflationsbereinigung. Und bei Investitionen ist es auch einfacher, sich genug Wissen für einigermaßen sinnvollen Entscheidungen anzueignen oder diese schlicht in Form regulierter Fonds & Co einzukaufen. Letztlich stellt man so zwar sein Geld anderen Leuten zur Verfügung, die damit richtig große Gewinne einfahren können und nur einen Bruchteil weitergeben. Aber so sehr man das moralisch kritisieren mag (auch bei den materiellen Auswirkungen einiger Investments): Rein ökonomisch ist auch der Bruchteil eines Gewinns immer noch ein Plus.
Wer also genug Geld übrig hat, mit dem er gar nichts anzufangen weiß (z.B. weil er schon allen seinen Bekannten ein PCGH-Abo geschenkt hat!), für den sind Börsen-Investments schon eine sinnvolle Idee – wenn auch nicht automatisch die beste; wenn
richtig viel Geld rumlag, war in den letzten Jahrzehnten zum Beispiel eine eigene Immobilie lukrativer als ein mittelmäßiges Portfolio. "Einfach mal eine Hype-Aktie kaufen" kann ein Vermögen dagegen auch konsequent ruinieren. Man muss sich nur mal angucken, wie viele gefeierte Fintechs in den letzten Jahren dicht gemacht haben, nachdem 7-/8-/9-/10-stellige Summen an Börsenkapital verbrannt wurden.